2010

It's our funk

Clubs leben von ihren Narrativen: Sie schaffen aus Orten der Musik und des Tanzes eine eigene Welt jenseits des Alltags. Im moondoo spielte dabei Charlie Funk eine zentrale Rolle. Der schillernde New Yorker DJ hatte unter einem anderem Namen Hip Hop-Geschichte geschrieben und verlieh dem Club auf eine geheimnisvolle Weise Glamour und pophistorische Relevanz. 2010 sorgte er dafür, dass der „Godfather of Hip Hop“, Afrika Bambaataa, ein neues Musikvideo im moondoo drehte. Auch insgesamt sollte dieses Jahr ereignisreich werden...

Parov Stelar Band, 2010 © Eva Napp

Yola B (Parov Stelar Band), 2010 © Eva Napp

moondoo, 2010 © Eva Napp

Charlie Funk (l.), Afrika Bambaataa, 2010 © Melanie Dreysse

moondoo, 2010 © Eva Napp

Ausflug mit Charlie Funk (l.) in die Galerie der Gegenwart, 2010

moondoo, 2010 © Eva Napp

Robert Owens, 2010 © Eva Napp

moondoo, 2010 © Eva Napp

Gäste der "Bruderschaft", 2010

Um Charlie Funk rankten sich viele Mythen. Wer war dieser Typ, von dem es hieß, er habe einen Grammy gewonnen, das Cover seiner ersten Single von Keith Haring gestalten lassen, mit Michael Jackson getourt, für Andy Warhol aufgelegt und einen Platz in der legendären DMC DJ Hall of Fame bekommen? Wieso legte er nur im moondoo auf? Und wie zur Hölle gelang es ihm, sogar einen Track von Phil Collins gut klingen zu lassen? Wir kannten die Antwort, aber sagten, wie Charlie, nichts. Oder nur soviel: "You can't spell Charlie Funk without F.U.N."

Musikvideodreh mit Afrika Bambaataa

Aber hin und wieder blitzte eben doch durch, was für eine Vergangenheit der Mann gehabt haben musste. Zum Beispiel, als er von der Kuratorin zur „Pop Life“-Ausstellung in die Galerie der Gegenwart eingeladen wurde und über seine Erlebnisse mit Haring, Warhol und vielen anderen vor der Kamera sprach. Oder, als er uns mit der Nachricht überraschte, er werde mit  Afrika Bambaataa eine neue Single namens „It’s My Funk“ veröffentlichen - ob wir nicht das Video im moondoo drehen wollten? (Was für eine Frage?)

Auch James Brown hätte gefeiert

Wir starteten Aufrufe für Kompars:innen - und alle kamen: B-Boys und -Girls, bekannte Protagonist:innen aus der Szene wie die Tänzerin Maike Mohr (später: Chefboss), Clubber:innen - und drehten unter der Regie von Andreas Kayales und unter der Leitung der Hamburger Produktionsfirma Signed Media ein Video, das das moondoo in einen Funk-Club der 70s zurückversetzte, den auch James Brown gefeiert hätte. Auch Bambaataas Managerin, Kool Lady Blue, die einst das für die Clubkultur wegweisende New Yorker Roxy gegründet hatte, flog ein - und gab uns bei einem Dinner im Cuneo Einblicke in ihr bewegtes Leben.

Geheimgig beim Reeperbahn Festival

Vor und nach den Videoaufnahmen trafen sich Charlie und Bambaataa mit der Hamburger Deep Funk Band The Mighty Mocambos im Cloud Hill Studio in Rothenburgsort, wo unter Beteiligung des Rappers King Kamonzi und des DJs Hectec eine Serie von Vinyl-Singles entstand. Ausschnitte spielte die ganze Crew als unangekündigter Special Guest beim Reeperbahn Festival auf der moondoo-Bühne. 

Robert Owens, Parov Stelar, Glass Candy

Auch sonst entwickelte sich 2010 zu einem unvergesslichen Jahr für uns: die Neo Funk-Band Smoove & Turrell aus Newcastle performte beim zweiten Clubgeburtstag, Chicagos House-Ikone Robert Owens performte Songs seines neuen Albums „Art“ und machte den Abend zu einer spirituellen Erfahrung, Glass Candy aus Seattle (ein Side-Projekt von Chromatics-Gründer Johnny Jewel) betörte uns mit deepen Indietronic-Tracks und  DJs wie Norman Jay MBE, Mousse T., Ursula 1000, Llorca und Parker legten auf. Im November spielte der Linzer Electro-Swing-Guru Parov Stelar sein erstes Deutschland-Konzert. Silvester kehrte - neben Charlie Funk - auch Soul-Star Oceana auf unsere Bühne zurück.