2008

Neue Pläne für ein altes Haus

Das alte Haus an der Reeperbahn 136 gehörte eigentlich zu den ersten Adressen der Hamburger Popgeschichte: In den 60ern spielten hier sogar die Beatles. Doch Mitte der Nullerjahre stand es leer und schien fast vergessen - bis im Februar 2008 das moondoo eröffnete. Über den Zauber des Neuen

moondoo 2008 © Konstanze Habermann

moondoo 2008 © Konstanze Habermann

moondoo 2008 © Konstanze Habermann

moondoo 2008 © Konstanze Habermann

moondoo 2008 © Konstanze Habermann

moondoo 2008 © Konstanze Habermann

moondoo 2008 © Konstanze Habermann

moondoo 2008 © Konstanze Habermann

moondoo 2008 © Konstanze Habermann

moondoo 2008 © Konstanze Habermann

Am Anfang gab es viele Zweifler:innen: „Euer Ernst?“, fragten sie, als wir von unseren Plänen berichteten, an der Reeperbahn 136 einen Club zu eröffnen. Die Frage war berechtigt. In dem geschichtsträchtigen Haus, in dem 1960 das legendäre „Top Ten“ eröffnete und das unter anderen dank Gigs der damals noch unbekannten Beatles Weltruhm erlangte, hatten zuletzt immer wieder die Betreibenden gewechselt. Schließlich stand es leer - keiner traute sich mehr zu, hier etwas zu versuchen. Aber genau das triggerte uns. Wo sonst wäre es spannender etwas Neues zu beginnen als an diesem mythischen Ort?  

Vorbild New York City

Unsere Inspirationen für das moondoo fanden wir vor allem in den Geschichten, die einer der fünf Gründungspartner in den 70ern und 80ern in New York selbst erlebt hatte. Dort entstanden damals neue Genres wie House, Punk und Hip Hop und sorgten für ein Momentum der Clubkultur, das Menschen vor allem wegen der neuen Musik zusammenbrachte, egal ob alt oder jung, schön oder schräg, arm oder reich, queer oder straight. 

Sound: Zurück in die Zukunft

Aber welcher Sound sollte 2008 eine solche bunte diverse Crowd anziehen? Ein neues, verbindendes Genre war nicht in Sicht. Also zurück in die Zukunft: Im moondoo würden DJs viele Styles spielen (heute nennt man das genrefluid), so wie zu den goldenen Anfangszeiten des Hip Hops - Soul, House, Funk, Disco, Reggae, ein Touch Rock'n'Roll, you name it - zeitgemäß aufgelegt oder live performt. Freitags alternativer, samstags poppiger, für jede:n etwas.

Wohnzimmer-Vibes

Und was, wenn diesen Sound, der nicht nur in Hamburg damals ungewöhnlich war, erstmal keine:r verstehen, wenn keine:r tanzen würde? Dann musste es wenigstens cozy sein. Abgerundete Ecken, samtige Sofas, goldene Säulen, dazwischen ein kreisrunder Dancefloor, der im Vergleich zu anderen lächerlich klein ist, sich aber schnell füllt (und von wo aus sich die Energie bald auf den gesamten Raum ausdehnen sollte). Wenn sich die Gäst:innen erstmal wohlfühlen, dachten - und hofften - wir, dann kommen sie wieder.

Aufbruch ins Ungewisse

So passierte es dann auch. Manche fühlten den Sound intuitiv, wenn freitags im "Salon de nuit" DJs wie Gilles Peterson, Smoove oder Cassius spielten (deren Sets ab November 2008 wöchentlich von NDR Info in der "Nightlounge" übertragen wurden), wenn Hamburger Residents wie Dedl Mack, Pete Rivera, Mr. Mellow ("Club Tikka"), Felix Wenzel oder Tybreak auflegten oder samstags der legendäre New Yorker Charlie Funk mit seinen von den Blockparties inspirierten Sets abriss. Manche liebten das Interieur. Und manche kamen, weil andere schon da waren. Die Reeperbahn 136, so schien es, war wieder aufgewacht. Aber für wie lange, war damals noch nicht abzusehen.